Mittwoch, 9. November 2011

RS Tag 3

So und da ist auch schon der dritte Tag des RS-Kurses vorbei.
Und das Hauptthema war: Einführung in die Frühdefibrillation

Eine Defibrillation wird durchgeführt bei Kammerflimmer (ventrikuläres Flimmer, VF) oder bei einem schlechten Rhythmus, z.B. einer pulslosen ventrikulären Tachykardie.
Als Erfolg stellt sich die "Nulllinie" (Asystolie) ein.
Der Stromstoß sorgt für eine gleichzeitige Paralyse aller Herzmuskelzellen und so erhält der Sinusknoten wieder die Chance die Schrittmacherfunktion zu übernehmen.
Es gibt verschiedene Geräte in diesem Bereich. Zum eines das AED (Automatisierter externer Defibrillator). Der AED ist ein Gerät, das auch von Laien benutzt werden kann und auch soll. Als medizinisches Personal benötigt man allerdings nach MPG eine Einweisung auf das Gerät. Der AED kann auch als Überwachungsfunktion genutzt werden nach einer erfolgreichen Defibrillation, so dass sich das Gerät meldet, wenn wieder ein Kammerflimmern vorliegt.
Ein weiteres Gerät wäre der Defibrillator. Er kann defibrillieren, hat ein kleines Display, verfügt über keine Automatikfunktionen und ist ein Gerät für einen Arzt. Man findet Defibrillatoren meist in Krankenhäusern.
Und zu guter letzt gibt es noch Kombigeräte. Kombigeräte sind meist im Rettungsdienst im Einsatz und sind Halbautomaten. Sie bieten Funktionen, wie EKG, 12-Kanel-EKG, Defibrillation, Messung von Werten, wie z.B: Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Kapnometrie und ggf. von diversen internen Sensoren für invasive Drücke etc. Das Kombigerät bietet eine Druckmöglichkeit für das EKG und kann auch in einen vollautomatischen Modus geschaltet werden.
Für die Defibrillation gibt es zwei Möglichkeiten.
Zum einen gibt es Paddles, die ja wohl jeder aus diversen Krankenhausserien kennt. Die haben allerdings einige Nachteile:
- man muss nach an den Patienten heran
- man benötigt Kontaktgel auf den Paddles
- die Paddles müssen fest auf den Patienten gedrückt werden und man benötigt dazu viel kraft
- es ist eine Schulung notwendig
- es kann zu Meßungenauigkeiten kommen, wenn man an den Paddles wackelt
- man muss die Paddles festhalten
Wo hingegen die neuen Pads, die z.B. bei jedem AED dabei sind folgende Vorteile bieten:
+ verfügen über eine Klebefläche mit Kontaktgel
+ bleiben am Patienten
+ keine Schulung, Anbringung durch Bilder auf den Pads symbolisiert
+ Meßgenau; kein verwackeln, weil festgeklebt
+ man hat die Hände frei für wichtigere Sachen
Aber sie haben auch drei Nachteile:
- Einweg
- teuer (ca. 70 EUR pro Paar)
- Müssen nach 24h gewechselt werden
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Pads aufzukleben. Zum einen die normale Position "Anterior-Anterior", also rechts vom Brustbein und links an den Rippen und zum anderen die Position "Anterior-Posterior", wo einmal wieder rechts vom Brustbein und das andere aber links neben die Wirbelsäule auf dem Rücken geklebt wird. Die erste Position wird bei Reanimationen genutzt und die zweite als Position für externe Herzschrittmacher oder bei Kindern, wenn die Pads nichts beides vorne passen. Wobei die "normalen" Pads nur bei Kindern älter als 8 Jahren und min. 25 kg eingesetzt werden dürfen. Es gibt aber auch spezielle Kinder-Pads.
Voraussetzungen einer erfolgreichen Reanimation:
- geschultes und kompetentes Personal
- das Personal muss nach MPG eine Einweisung erhalten haben für das Gerät
- ein AED muss vorhanden sein
- beste HLW (CPR, Cardiopulmonale Reanimation)
- harte Unterlage
- keine leitende Unterlage -> Eigenschutz
- die 10 goldenen Regeln zur Frühdefibrillation:
- Gerät darf nur von geschultem Personal eingesetzt werden (oder von Laien)
- AED darf nur eingesetzt werden bei Bewusstlosigkeit und Atem- und Kreislaufstillstand
- nur an ruhig liegenden Patienten anwenden
- darf nicht in explosionsgefährdeter Umgebung, auf nassem oder elektrisch leitendem UNtergrund eingesetzt werden
- Anwendung an Personen unter 8 Jahren oder unter 25kg Korpergewicht ist nicht gestattet
- bei Funktionsstörungen ist der Ablauf der Frühdefi sofort abzubrechen. Basismaßnahmen bis Eintreffen Notarzt sind weiterzuführen
- erste Defi sollte nicht später als 90 Sekunden nach Auffinden erfolgen
- der Helfer, der den AED bedient ist der "Chef" und gibt den Ablauf vor
- Während Analyse und Defibrillation darf der Patient nicht berührt werden
- Unmittelbar vor der Defi sind umstehende laut und deutlich zu warnen
Ein AED gibt dem Anwender genau vor was zu tun ist. D.h. man kann sich auf das Gerät verlassen. Und wenn das Gerät sagt "Schock empfohlen", dann sollte man auch schocken. Das Gerät führt auch täglich einen kompletten Selbsttest durch und direkt nach dem Einschalten noch einmal einen Schnelltest. Sollten dabei Probleme festgestellt werden zeigt das Gerät dies deutlich an. z.B. durch eine blinkene Lampe o.ä.
Was ist denn eigentlich eine pVT? Das ist eine pulslose ventrikuläre Tachykardie. D.h. das Herz zeigt zwar einen normalen Sinusrhythmus, der aber so schnell ist, dass das Herz gar keine Zeit hat sich zu füllen. Als Vergleich wäre hier ein Blasebalg heranzuziehen. Wenn man den zu schnell benutzt führt das auch nicht zu einer Verbesserung.
Nach einer erfolgreichen Reanimation, d.h. wenn wieder ein Kreislauf feststellbar ist und der Patient atmet kommt er in die stabile Seitenlage, ein wärmeerhalt wird durchgeführt und das AED bleibt dran. Eine Atemkontrolle ist auch immer wieder durchzuführen.

Bei einer Hypothermie ist etwas zu beachten. Und zwar ist eine Defribrillation unter einer Körperkerntemperatur von 30°C meist wirkunglos und viele Medikamente wirken auch nicht mehr. Deshalb gibt es den Spruch "Nobody's dead until he's warm and dead" - "Niemand ist tot bevor er nicht warm und tot ist". D.h. bei kalten reanimationspflichtigen Patienten, z.B. in See eingebrochen im Winter, wird reanimiert ohne Defibrillation und zwar bis zur wiedererwärmung in der Klinik.
Die tiefste KKT, bei der noch Chancen bestehen bei einem Kind ist 15°C und bei einem Erwachsenen 13,7°C.
Nachdem wir das alles durchgegangen sind haben wir noch die Reanimationsabläufe an sich besprochen und auch einen Durchgang praktisch geübt. Genau das gleiche wie damals beim Rettungshelfer...

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